Nach dem langen Flug von Amsterdam nach Shanghai kam unsere Reisegruppe, 35 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10 und 11 des PvD –Gymnasiums Schifferstadt sowie vier Lehrkräfte, am 8. Oktober um 10:00 Uhr Ortszeit am chinesischen Flughafen Pudong an. Nach kurzer Verschnaufpause am Flughafen (Einreiseformalitäten) ging es weiter mit dem Bus in Richtung Shanghai- Tower, dem mittlerweile zweithöchsten Gebäude der Welt (632 m). Dessen unmittelbaren Nachbartower, das Jinmao Gebäude, erreichten wir mit dem Aufzug in Rekordzeit, bewegten uns auf der glasummantelten Besichtigungsplattform und genossen eine wunderbare Sicht über die chinesische 24 -Millionenstadt. Nach dem Mittagessen in einem kleinen chinesischen Restaurant und einem Bummel auf der berühmten Shoppingstraße Shanghais, der Nanginroad, durften wir die Aussicht auf die beeindruckenden Hochhäuser Shanghais bei Nacht während einer Schifffahrt auf dem Huangpo genießen.
Als wir am nächsten Tag mehr oder weniger ausgeschlafen (Jetlag!) um 9:30 Uhr abfuhren, wartete schon die nächste Sensation im inneren Shanghais auf uns: das Shanghai-Museum, das sich über vier Stockwerke verteilt. In kleinen Gruppen erkundeten wir die zehn Kunst- und Kulturgalerien und lernten dabei viel über die chinesische Geschichte. Nachmittags besuchten wir die eindrucksvolle Wasserstadt Zhouzhouan, die allerlei Kunsthandwerk bot und die uns einen Einblick in das ländliche Leben der Chinesen vermittelte. Die Wasserstadt liegt am berühmten Kaiserkanal, der quer durch das Land bis nach Peking reicht.
Der dritte Reisetag, Dienstag, verschaffte uns dann einen Überblick über die weniger schönen Seiten Chinas. Bei einer Bootstour auf dem bereits erwähnten Kaiserkanal und der anschließenden Besichtigung der Altstadt Souzhous konnte man in manchen Vierteln deutlich Armut erkennen. Ein weiterer extrem interessanter Programmpunkt dieses Tages war der Besuch einer Seidenfabrik, wobei wir eine Vorstellung vom enorm aufwendigen Prozess der Seidenherstellung bekamen. In einzelnen, detailliert veranschaulichten Schritten wurde gut nachvollziehbar die Entwicklung vom Kokon der Seidenraupe bis zur Gewinnung der Seidenfäden und deren Spinnerei bis zu einzelnen Produkten dargestellt. Danach besuchten wir noch den Humble Administrator´s Garden, ein entzückender Landschaftsgarten, der mit seiner ruhigen und entspannten Atmosphäre den Lärm der Stadt außen vor ließ und mit den kleinen Tempeln und Pagoden, also den für uns aus europäischer Sicht so fremdländischen und damit beeindruckenden Bauwerken, den Tag perfekt ausklingen ließ.
Die Reise im Nachtzug, den wir am Abend bestiegen, war einigermaßen bequem und führte uns nach Xi´an, der Stadt, in welcher sich die Mittelschule No.89 befindet, mit der wir seit 2010 einen Kulturaustausch pflegen. Hier wurden wurden wir von unseren Gastgebern pompös begrüßt. Blumen und eine Blaskapelle hießen uns willkommen, wir wurden wie Staatsgäste empfangen. Wir verbrachten eine ganze Woche bei unseren Gastfamilien in Xi´an und erhielten so einen lebendigen Eindruck von den Touristenattraktionen, dem Leben in der Stadt, in der Familie und dem Unterricht an der High oder Middle School No.89. Die Programmpunkte waren weitgehend durch unsere Austauschschüler oder Gasteltern sowie die Schule selbst bestimmt, allerdings unternahmen wir auch Gruppenausflüge wie den Besuch in einem Kindergarten und einer Grundschule und das Besichtigen der berühmten Terrakotta- Armee. Diese Woche endete mit einer tollen Abschlussparty, zu der sowohl die chinesischen als auch die deutschen Schüler einzelne Programmpunkte beisteuerten.
Nachdem wir uns am 18. Oktober frühmorgens schweren Herzens von unseren Gastfamilien verabschiedet hatten, ging es weiter mit dem Schnellzug nach Peking, wo wir den Tiananmen- Platz, den „Platz des himmlischen Friedens“, besuchten, der zu den größten Plätzen des Planeten gehört und auf welchem sich auch das Mao-Mausoleum befindet. Von dort aus durften wir direkt im Anschluss die Verbotene Stadt ansehen. Sie heißt so, weil der Kaiser von China in diesem Palast regierte und nur ausgewählte Besucher Zutritt hatten.
Unser letzter Tag in China zeigte uns die größte und berühmteste Sehenswürdigkeit, die das Land zu bieten hat. Wir hatten Zeit, in kleineren Gruppen die Chinesische Mauer zu erkunden und, wenn man die unzähligen Stufen erklommen hatte, auf einem der höchsten Punkte Fotos vom weitläufigen Bergland zu schießen. Und noch eine weitere Attraktion bot uns dieser Samstag: den Besuch des Sommerpalastes, in welchem das Kaiserpaar residierte und der dem Besucher verspielter und anmutiger als die „Verbotene Stadt“ chinesische Gartenkunst und Architektur präsentiert. Trotz der vielen Besucher war der Besuch in jedem Fall ein denkwürdiges Ereignis. Besonders beeindruckend hierbei war das Marmorboot, auf welchem sich die Hofgesellschaft an heißen Tagen zum Tee traf und die so den leichten Wind des Sees genießen konnte. Zum Abschluss durften wir an diesem letzten Abend in China die berühmte Pekingente probieren. Das war ein besonderer Genuss. Danach ging es per Bus zurück ins Hotel und am nächsten Morgen mit dem Flieger wieder in die Heimat.
Letztendlich war der Chinaaustausch nicht nur eine großartige Gelegenheit, das weitläufige und eindrucksvolle Land kennenzulernen und mehr über Geschichte, Kunst und Kultur zu erfahren, sondern auch neue Freunde zu finden. Die Gastfreundschaft der Chinesen war überwältigend und wir sind anhand der vielfältigen Erfahrungen froh, uns auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben. Es hat sich gelohnt!
Margrit Weisbrodt